1 Pollen

1.1 Herkunft

Pollen sind die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen. Sie werden in den Staubgefäßen der Blüte produziert. Beim Blütenbesuch bleiben die Pollenkörner im gefiederten Haarkleid der Biene haften. Mit Hilfe der an den Beinen ausgebildeten Pollenkämme werden sie beim "Höseln" aus dem Haarkleid ausgebürstet und in die Pollenkörbchen befördert. Um den Pollen klebriger zu machen, wird noch eine kleine Menge Nektar oder Honig beigefügt. Als sogenannte "Pollenhöschen" werden sie anschließend in den Stock eingetragen und in den Zellen der Bienenwabe eingelagert. In Abhängigkeit von der beflogenen Pflanzenart ist das Gewicht einer Pollenladung sehr unterschiedlich und kann zwischen 8 und 20 Milligramm schwanken. Um eine Pollenladung von 15 Milligramm zu höseln, müssen durchschnittlich 80 Blüten besucht werden. Farbe und Form der Pollenkörner sind charakteristisch für die jeweilige Pflanzenart. Dies erlaubt auch die Nutzung der Pollenanalyse für die Herkunftsbestimmung von Honig.

1.2 Inhaltsstoffe

Pollen enthält alle Stoffe, die der menschliche Organismus zum Leben braucht. Er ist reich an solchen Stoffen, die unser Körper nicht selbst produzieren kann und daher unbedingt mit der Nahrung aufnehmen muß. Die Zusammensetzung des Pollens hängt von seiner pflanzlichen Herkunft ab. Es lassen sich daher bei den Inhaltsstoffen nur Durchschnittswerte angeben, die nach oben und unten schwanken können. 100 Gramm Blütenpollen enthalten: Wasser 4 -19,4 g Eiweiß 13,8-35,8 g Fett 2 -18 g Kohlenhydrate 3 -42 g Rohfaserstoffe 8 -15 g Mineralstoffe 2 - 4 g Daneben finden sich noch Vitamine, Spurenelemente, Aroma-, Wuchs- und antibiotisehe Stoffe sowie hormonartig wirkende Substanzen. Kohlenhydrate bilden in den meisten Pollenarten den Hauptbestandteil der Trockenmasse. Fructose, Glucose und Saccharose sind die wichtigsten enthaltenen Zuckerarten. Daneben finden sich aber auch noch eine Reihe anderer Ein- und Mehrfachzucker sowie Stärke. Der Fettgehalt schwankt von Pollenart zu Pollenart sehr stark. Löwenzahnpollen ist mit 14,4% beispielsweise sehr fettreich. Pollenfette bestehen bis zu 43% aus den 3 wichtigsten mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Linol-, Linolen- und Arachidonsäure. Diese essentiellen Fettsäuren sind wichtig für den Cholesterinstoffwechsel, den Aufbau von Zellmembranen und Enzymen und können vom menschlichen Organismus nicht hergestellt werden. Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren führt zu Wachstumsstörungen, Hautveränderungen und Störungen im Wasserhaushalt. Pollen enthält alle für die menschliche Ernährung wichtigen Aminosäuren in Form von Eiweißverbindungen oder in freier Form. 100 g Pollen enthalten beispielsweise ebensoviel lebensnotwendige Aminosäuren wie 500 g Rindfleisch. 30 g Pollen decken den Tagesbedarf an diesen Aminosäuren. Pollen ist reich an verschiedenen Vitaminen. Die wichtigsten sind Provitamin A, Vitamin C, E und Vitamine der "B"-Gruppe. In kleineren Mengen kommen noch weitere Vitamine vor. Auf verschiedene Bakteriengruppen (Salmonella, Proteus, Coli) hat Pollen hemmende Eigenschaften. Von Bienen gesammelter Pollen hat dabei eine 6-7mal stärkere Wirksamkeit als handgesammelter Pollen.

1.3 Wirkstoffe

Pollen enthält die Enzyme Diastase, Invertase, Katalase, Phosphatase u. a. sowie Wuchs- und Futterverwertungsstoffe. Interessant ist sein Gehalt an östrogenen Stoffen, die wahrscheinlich die Linderung von Prostataleiden bewirken können.

1.4 Gewinnung und Aufbereitung

Jedes Bienenvolk sammelt pro Jahr 10-40 kg Frischpollen, der für die Aufzucht der Brut und den bieneneigenen Stoffwechsel gebraucht wird. Interessanterweise gibt es auch bei den Bienen "gute und schlechte Futterverwerter". Das bedeutet, daß die mit einer Polleneinheit aufgezogene Anzahl an Bienen von Volk zu Volk schwankt. Während einer guten Pollentracht kann der Imker durch den Einsatz spezieller Pollenfallen einen Teil des eingetragenen Pollens für sich abzweigen und nach entsprechender Aufbereitung als wertvolles Produkt zur Ergänzung der menschlichen Ernährung vermerkten.

1.5 Arten der Pollengewinnung

1.5.1 Bienenbrotgewinnung

Als Bienenbrot oder Pergay wird der in den Waben gelagerte und fermentierte Pollen bezeichnet. Frischpollen hat einen Wassergehalt von 20 bis 35%. Während der Lagerung in den Wabenzellen macht der Pollen einen bakteriellen Gärungsprozeß durch. Dabei reduziert sich der Wassergehalt. Der Säuregehalt steigt durch die entstehende Milchsäure von ca. 0,25% auf 1,78%. Die Keimfähigkeit des Pollens erlischt. Der im Pollen enthaltene Rohrzucker wird zu Einfachzuckern abgebaut, der Gehalt an Vitamin K steigt, und es kommt zu einer Anreicherung von biologischen Wirkstoffen. Durch diesen natürlichen Aufschließungsprozeß ist das "Bienenbrot" auch besser verdaulich als Höschenpollen, der in Pollenfallen gesammelt wurde. Bei der Bienenbrotgewinnung wird der fermentierte Pollen mittels verschiedener"Pollenheber" aus den Wabenzellen entnommen. Diese Art der Pollengewinnung ist jedoch sehr arbeits- und zeitaufwendig und nur für die Produktion kleiner Mengen geeignet. Einfacher ist die Gewinnung von Bienenbrot aus unbebrüteten Waben, die als sogenannte "Pollenbretter" in Zeiten des Pollenüberschusses aus den Völkern entnommen werden. Zur Gewinnung von Pollenbrettern kann in Zeiten starker Pollentracht auch ein Magazin mit Jungfernwaben unter einem Absperrgitter zwischen Bodenbrett und Brutraum eingeschoben werden. Der eingetragene Pollen wird bevorzugt hier abgelagert, und das Brutnest bleibt frei. Sind die Waben gut mit Pollen gefüllt, werden sie entnommen und zur Bienenbrotgewinnung verwendet. Dabei werden, nach dem Kürzen der überstehenden Zellwände, die pollengefüllten Zellen mit einer Spachtel bis auf die Mittelwand abgetragen und unter Zuhilfenahme eines Mixers mit Honig verrührt. Nach dem Entfernen des Schaumes kann das Bienenbrot mitsamt dem Honig in Gläser abgefüllt werden.

1.5.2 Höschenpollengewinnung

Dies ist die übliche Art der Pollengewinnung. Dabei müssen die Bienen beim Einlaufen in den Bienenstock Abstreifvorrichtungen (sog. Pollenfallen) durchlaufen. Bei einer Maschenweite von 5 mm können die Bienen noch durchlaufen, verlieren dabei aber einen Teil der eingetragenen Pollenhöschen. Je nach Fallentyp und Trachtpflanze werden 20-30% der Höschen abgestreift. Unter der Abstreifvorrichtung wird der Pollen in Auffangtassen gesammelt. Die Sammelleistung pro Volk und Jahr kann bei günstigen Trachtbedingungen einige Kilogramm Frischpollen betragen.

1.6 Aufbereitung und Lagerung

Pollensammeln erfordert größte Reinlichkeit. Frischpollen ist ein sehr leicht verderbliches Produkt mit einem Wassergehalt von 20 bis 35% und muß zur Konservierung entweder bis auf einen Restwassergehalt von 5 bis 8% getrocknet oder tiefgekühlt werden. Die Trocknung soll bei einer Temperatur zwischen 30-40 Grad erfolgen und in 2 bis 3 Tagen abgeschlossen sein. Bei höheren Temperaturen würden die wertvollen Inhaltsstoffe des Pollens zerstört. Mit stärkeren Verlusten an ätherischen Ölen ist bereits ab einer Temperatur von 30 Grad zu rechnen. Pollen ist stark hygroskopisch. Lichtempfindliche Inhaltsstoffe des Pollens (Provitamin A, Vitamine der B-Gruppe) werden durch eine Trocknung mit Sonnenlicht bzw. Infrarotlicht teilweise zerstört. Der Pollen sollte kühl und trocken, gut verschlossen und dunkel gelagert werden. Bei längerer Aufbewahrung ist zu beachten, daß der Pollen durch den Fettanteil ranzig und damit für den menschlichen Genuß ungeeignet werden kann. Tiefgekühlter Frischpollen muß nach dem Auftauen innerhalb kürzester Zeit verbraucht werden. Verschimmelter Pollen ist für den menschlichen und tierischen Genuß durch die Bildung zum Teil hochgiftiger Pilztoxine ungeeignet und zu vernichten. Die Vermarktung kann in Form von Trockenpollen oder als "Pollen in Honig" erfolgen. Es sollten nur dunkle Gläser verwendet werden, da dadurch eine Zerstörung lichtempfindlicher Polleninhaltsstoffe vermieden wird. "Pollen in Honig" wird hergestellt, indem bis zu 10% trockener Pollen in einen cremig gerührten Honig eingerührt werden. 10% Anteil stellen die Obergrenze bezüglich Geschmack und Konsistenz dar. Die Verwendung von Frischpollen ist nicht günstig, dad darin enthaltene Wasser den Wassergehalt des Honigs erhöht und dadurch die Gefahr einer Gärung steigt.

1.7 Wirkung von Pollen

Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist Pollen ein gutes Mittel zur Stärkung der Widerstandskraft des Körpers und zur Vorbeugung gegen Krankheiten. Bei regelmäßigem Genuß kann er einen Mangel an essentiellen Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen in der Nahrung ausgleichen. Tagesdosis (Richtwert): 20 Gramm (= 2 Kaffeelöffel Trockenpollen) Nach Literaturberichten kann Pollen die Darmtätigkeit regeln, den Appetit und die Nahrungsaufnahme erhöhen, das Wachstum fördern, die Hirndurchblutung steigern, durch den hohen Anteil an Provitamin-A die Sehkraft verbessern und bei Prostataerkrankungen Linderung bringen.

Bienen
Honig
Propolis
Weitere Bienenprodukte: Gelèe Rojale, Wachs, Bienengift

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