Man mag die Bienen um ihrer selbst willen lieben - trotz ihres Stachels -, aber am liebsten sind sie uns doch wegen des Honigs. Der Honig ist der Hauptgrund, weshalb wir Bienen halten. Natürlich tragen sie den Honig nicht für uns ein. Man rechnet, daß ein starkes Bienenvolk im Jahr 50 kg Honig für sich selbst benötigt. Nur was darüber ist, können wir ihnen nehmen - und das kann in Spitzenjahren noch einmal soviel sein. Allerdings müssen wir zugeben, daß manchmal auch gar nichts übrig bleibt. Der Fleiß unserer Bienen läßt uns dabei schon nicht im Stich.
a) Wie die Bienen an den Nektar kommen
Die insektenblütigen Pflanzen legen alles darauf an, die Bienen in ihren Dienst zu nehmen. Sie
brauchen sie zu ihrer Bestäubung, d. h. zur Übertragung des Pollens von Blüte zu Blüte, ohne
welche eine ausreichende Frucht- und Samenbildung nicht möglich ist. Zu diesem Zweck scheiden
die Blüten aus drüsigen Gebilden an ihrem Grunde, den sog. Nektarien, einen süßen Saft aus, für
den sich die Bienen leidenschaftlich interessieren. Der Nektar hat für die Pflanzen keinen anderen
Zweck, als Insekten, allen voran die Bienen, anzulocken. Mit Duft, Farbe und den
abenteuerlichsten Formen werben sie schon von weitern um deren
»Liebesdienst«.
Während die Bienen
nach dem Nektar suchen, bepudern sie sich mit Blütenstaub und tragen ihn in ihrem Haarkleid weiter
von Blüte zu Blüte. Einen Teil des im großen Überschuß erzeugten Pollens verwenden sie aber auch
für sich selbst. Sie »höseln« ihn und tragen ihn an ihren Hinterbeinen in Form kleiner Paketchen,
den »Höschen«, mit nach Hause. Dort dient er zur Aufzucht der Brut und als Aufbaunahrung für die
Jungbienen.
Pollen sammeln die Bienen nur, wenn sie ihn brauchen. Nach Nektar aber sind sie immer aus. Sie
können davon nicht genug bekommen. Dabei ist die Nektarausscheidung der einzelnen Blütenpflanzen
sehr verschieden und hängt auch in hohem Maße von allerlei
Außenfaktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit, Tageszeit und noch vielem anderen
ab.
Nektar ist der eine Rohstoff für den Honig. Es gibt aber noch einen anderen, der mancherorts und
in manchem Jahr in ungleich größeren Mengen anfällt als der Nektar, und der mit dem Blühen der
Pflanzen überhaupt nichts zu tun hat.
b) Wie der Honigtau entsteht
Wahrscheinlich ist er das biblische Manna, von dem man glaubte, daß es vom Himmel fiele. Nadeln
und Blätter der Bäume sind oft über und über mit einem süßen Saft bedeckt. Zuerst sind es nur
kleine kristallklare Tröpfchen, die größer werden und schließlich einen glänzenden Überzug
abgeben. Das ist der Honigtau. Wind und Trockenheit können ihn zu einer weißlichen Kruste
eintrocknen lassen. Solange er aber flüssig ist, bildet er die ausgiebigste Nahrungsquelle für
die Bienen.
Früher nahm man an, daß die süßen Tröpfchen auf den Nadeln und Blättern Ausscheidungen der Pflanze
seien. Aber das stimmt nicht. Man weiß heute, daß bei der Honigtauausscheidung immer kleine
pflanzensaftsaugende Tiere im Spiele sind. Sie sind so unscheinbar und gut getarnt, daß man sie
lange übersah. Außerdem findet man den Honigtau nicht nur in ihrer unmittelbaren Nähe. Er tropft
auf die Zweige darunter und auch auf den Boden. Pflanzensaftsauger findet man hier aber
nicht - weshalb sich auch so lange die Ansicht von der rein pflanzlichen Herkunft des Honigtaus
halten konnte.
Die Honigtauerzeuger sind vor allem Blattläuse und Rindenläuse, aber auch Schildläuse und
gelegentlich Blattflöhe. Am bekanntesten sind wohl die »Lachniden« geworden, welche der Imker
gerne als Repräsentanten für all das kleine an der Honigtauerzeugung beteiligte »Lausgesindel«
vorzustellen pflegt. In Wirklichkeit sind die Lachniden nur eine Untergruppe der Rindenläuse;
aber von Läusen redet man in Zusammenhang mit dem Honig nicht gerne. Natürlich ist das töricht,
denn die Blattläuse haben mit ihren geächteten, an Mensch und Tier lebenden Namensvettern nicht
das geringste gemein. Sie leben ausschließlich auf Pflanzen. In der Regel sind sie auf bestimmte
Arten spezialisiert. Mit ihrem Rüssei stechen sie in das Pflanzengewebe und entnehmen meist aus
den Siebröhren den Pflanzensaft. Dieser ist reich an Kohlenhydraten, aber arm an Eiweiß und
Fetten. Da sich die Pflanzensauger sehr rasch und zahlreich vermehren, müssen sie viel
Pflanzensaft aufnehmen, um ihren großen Eiweißbedarf zu stillen. Dabei geht der Zucker bei
manchen Läusen in einem eigenen, den Verdauungstrakt umgehenden Kanal weitgehend ungehindert durch
ihren Körper hindurch und wird als Honigtau ausgeschieden.
Zwar hat jede Pflanze ihre eigenen Pflanzensauger, aber nicht alle diese Tiere erzeugen auch
Honigtau. Für die Bienen rentabel ist eigentlich nur das Auftreten ganz bestimmter Pflanzenläuse
an Laub- und Nadelbäumen.
Nektar und Honigtau sind noch kein Honig. Dieses kostbare Produkt entsteht erst durch die Arbeit
der Bienen. Die Bienen gehören zu den leckend-saugenden Insekten. Größere Mengen des Nektars
oder Honigtaues saugen sie mit dem Rüssel auf, kleinere Mengen werden mit dem zungenförmigen
Rüsselende abgeleckt. Der süße Saft gelangt über die
Speiseröhre in die Honigblase, welche durch
den sog. Ventiltrichter vorn verdauenden Teil des Darmes abgegrenzt ist. Was einmal da hindurch
in den Magen übergetreten ist, kann nicht mehr zurück.
Bei ihrer Sammelarbeit verbraucht die Biene den geringsten Teil des Honigblaseninhalts für sich
selbst. Alles andere liefert sie zu Hause ab. Dabei wird das eingetragene Produkt nicht sofort
in den Zellen gespeichert. Das tun erst ältere Stockbienen, die den Sammlerinnen die Nahrung
abnehmen. Gebende und Empfangende stehen dabei Kopf an Kopf und halten die Rüssei gegeneinander.
Wenn die Stockbiene vollgetankt ist, gibt sie nicht selten ihren Honigblaseninhalt gleich an
andere Bienen weiter. Dabei wird das Produkt eingedickt und mit Drüsenstoffen der Bienen immer
stärker angereichert. Hauptsächlich sind dies Fermente aus den
Schlunddrüsen.
Auch nach der Speicherung in den Zellen geht der Wandlungsprozeß des edlen Stoffes weiter. Wasser
verdunstet, was durch nochmaliges Umtragen beschleunigt werden kann. Wenn die Bienen sehr dünnen
Nektar eintragen, kann man gelegentlich beobachten, wie sie im Stock den Honigblaseninhalt aus dem
Mund in Form eines Tröpfchens austreten lassen, welches sie zwischen Mund und Rüssel ausspannen
und wieder einsaugen. Dieser Vorgang kann sich viele Male wiederholen und hat ganz sicher mit dem
Reifungsprozeß des Honigs etwas zu tun.
Aus dem Gesagten geht bereits hervor, daß Nektar und Honigtau in der Regel dünner sind als Honig. Besonders Nektar muß von den Bienen stark eingedickt werden, und man kann annehmen, daß 2-3 kg Nektar 1 kg Honig ergeben. Honigtau ist meist von vornherein etwas ärmer an Wasser. Hier scheint es sogar manchmal nötig, daß die Biene das Rohprodukt, um es aufnehmen zu können, erst verdünnen muß. Sie benutzt dazu das Sekret der Schlunddrüsen, welches sie dem Futter beimischt. Überdies kann sie auch reifen Honig nicht anders als auf diese Weise wieder aufnehmen.
a) Honig ist nicht gleich Honig
Schon auf Grund der unterschiedlichen Herkunft des Honigs von Blüten einerseits und von Blättern
und Nadeln (unter der Vermittlungvon Pflanzensaugern) auf der anderen Seite darf man folgern, daß
es verschiedene Honige gibt. Nach den Rohstoffen unterscheidet man Nektarhonig und Honigtauhonig.
Nach dem Entstehungsort spricht man von Blütenhonig und von Blatthonig. Seiner hauptsächlichen
Herkunft gemäß wird letzterer auch meist nur als Waldhonig bezeichnet. Innerhalb dieser beiden
großen Gruppen unterscheiden sich die Honige aber auch noch nach der Herkunft aus den verschiedenen
Pflanzenarten. Die Verschiedenartigkeit der Honige fällt
schon äußerlich auf.
Die Farbe. Sie reicht von fast farblos und weiß über gelb, bernsteinbraun, grünbraun bis
nahe an schwarz. Im allgemeinen sind die Blütenhonige heller als die Waldhonige. Akazienhonig
z. B. ist fast wasserklar, Rapshonig hellgelb, »Obst« gelbbraun, »Wiese« erscheint in
verschiedenen Braunabstufungen, »Heide« ist rotbraun. Buchweizenhonig ist für einen Blütenhonig
ungewöhnlich dunkel, fast schwarz.
Bei den Honigtauhonigen gibt es ebenfalls Ausnahmen von der Regel. So sind Lärchenhonig und vor
allem Latschenhonig verhältnismäßig hell. Die Masse der Waldhonige aber ist dunkel, Tannenhonig
fast schwarz, mit einem grünlichen Schimmer.
Das gilt für frische Honige, kristallisiert sind sie im Farbton etwas anders, meist heller und
weniger spezifisch.
Konsistenz. Frisch geschleuderter Honig kann je nach seiner Herkunft verschieden
beschaffen sein. Blütenhonige sind in der Regel leicht
flüssig, wie Löwenzahn-, Obst- und Akazienhonig. Besonders dünn sind Kleehonige, vor allem
Rotkleehonig. Ein eigenartig zäher, fast geleeartiger Honig kommt aus der Heide. Honigtauhonige
sind meist dickflüssiger als Blütenhonige.
Fast jeder Honig wird bei längerem Stehen außerhalb des Bienenvolkes fest - er kristallisiert.
Verschieden dabei ist die Kristallisationsgeschwindigkeit. Ganz rasch geht es bei Honig aus Raps
und Hederich. Man muß sich beeilen, diese Honige vor dem Festwerden aus den Waben zu bekommen.
Beim Lärchenhonig, ein Honigtauhonig (mit viel Melezitose), kommt man mit dem Schleudern in der
Regel zu spät. Man kann die »Zementwaben« nur noch im Frühjahr zur Reizfütterung benutzen.
Langsam kristallisieren Kleehonig und Honig aus Weidenröschen. Auch Waldhonige erstarren
verhältnismäßig schwer. Ein Blütenhonig, der aus Akazie, wird
so gut wie gar nicht fest.
Unterschiedlich ist weiter die Kristallisationsart der einzelnen Honige. Verhältnismäßig fein
pflegen Obst- und Rapshonig auszukristallisieren. Gröber kandieren Waldhonige. Sehr grob
manchmal der Honig aus der Heide.
Geruch und Geschmack. Bei Blütenhonigen ist oft der Duft der Herkunftspflanze zu erkennen - so z. B. bei Fenchel- und Lindenhonig. Andere Honige sind auf andere Weise charakteristisch: Fad süß schmeckt Rapshonig, den man deshalb gerne zum Verschneiden mit herben Honigen benutzt. Obsthonig ist mild, aromatisch und im Nachgeschmack fast an Wachs erinnernd; Heide dagegen ist herb und beißend. Gamander hat einen leicht säuerlichen Geschmack. Nach Rübensirup schmeckt Buchweizenhonig. Edelkastanie ist bitter. Die meisten Honige sind Mischhonige, die man geruchlich und geschmacklich wohl auseinanderhalten, aber nicht immer einfach nach ihrer Herkunft bestimmen kann. Waldhonigesind für den Kenner leicht herauszufinden. Ihr Aroma ist meist nicht so deutlich wie bei den Blütenhonigen. Sie sind nicht scharf. Vielleicht schmecken sie ganz entfernt nach Harz, oder ganz einfach nach"Wald" - für die meisten Gaumen sehr angenehm.
b) Chemische Bestandteile des Honigs
Wie das äußere Bild, so wechselt auch die chemische Zusammensetzung des Honigs. Die
Hauptbestandteile sind Zucker und Wasser in dem ungefähren Verhältnis 75:20%. So bleiben noch
5% für Übriges.
Wasser. Der Wassergehalt unserer Honige schwankt zwischen 16 und 23%. Er hängt nur zum
Teil von der Pflanzenart ab: Wenig Wasser enthalten in der Regel Raps-, Obst-, Wiesen- und
Waldhonig. Wasserreich sind Kleehonige, Luzerne- und Heidehonig. Eine große Rolle spielen aber
auch Erntezeit, Luftfeuchtigkeit und Regenmenge. Der Wassergehalt gleicher Honige aus dem gleichen
Gebiet schwankt deshalb auch von Jahr zu Jahr. Waldhonige sind meist etwas wasserärmer als
Blütenhonige.
Nach der Honigverordnung ist nur Honig bis höchstens 21 % Wassergehalt als einwandfrei anzusehen.
Honige mit höherem Wasseranteil gelten als verfälscht. Ausnahmen machen dabei nur unverschnittener
Heidehonig und Kleehonige, welche bis zu 23 % Wasser enthalten dürfen. Bei alledem ist jedoch zu
bedenken, daß manche Honige schon bei einem Wassergehalt über 19% in erhöhtem Maße gärungsanfällig
sind.
Zucker. Im Honig sind hauptsächlich zwei Zuckerarten enthalten: Invertzukker zu etwa
70 % und Rohrzucker bis zu 5 %. Invertzucker ist ein Gemisch
aus Frucht- und Traubenzucker, das sind chemisch einfache Zucker, während Rohrzucker eine
Verbindung aus beiden darstellt. Im Honig sind aber auch noch höhermolekulare Zucker nachweisbar,
z. B. der Dreifachzucker Melezitose, von dessen rasch kristallisierender Wirkung schon die Rede
war, und noch andere Vielfachzucker, weiche man gewöhnlich als
Honigdextrine bezeichnet.
Insgesamt haben Blütenhonige einen höheren Gehalt an Invertzucker als Waldhonige. Letztere
enthalten mehr Rohrzucker und Dextrine. Die Honigdextrine
machen den Honig zäh.
Stickstoffverbindungen. Im Honig finden sich eiweißartige Bestandteile und deren Bausteine,
Aminosäuren. Die Eiweiße nehmen zwar nur einen sehr geringen Anteil ein (0,3-0,4%), sind aber
interessant, weil sie im Gegensatz zu den Zuckern zum größten Teil von den Bienen stammen und
nicht zuletzt für die pharmakologische Wirkung des Honigs bedeutsam sind.
Kolloidale Eiweißbestandteile dürften bei dem wenig beliebten Schäumen des Honigs eine Rolle
spielen und für das leichte Karamelisieren des Honigs beim Erhitzen verantwortlich sein. Von den
zahlreichen Aminosäuren steht Prolin an erster Stelle, dem man vor allem auch eine
geschmacksbildende Eigenschaft nachsagt.
Stickstoffverbindungen sind es auch, die den Honig zum lebenden Produkt machen. Ich denke dabei
besonders an die Honigfermente. Fermente sind für Tier und Mensch außerordentlich wichtig, indem
sie bei der Verdauung die hochkompfizierten Nahrungsmittel in einfachere Stoffe zerlegen, damit
sie von der Darmwand aufgenommen und ins Blut abgegeben werden können. Die Fermente ändern sich
bei dieser Funktion selbst nicht. Sie sind aber in der Regel gegen höhere Temperaturen
empfindlich. Die bedeutendsten im Honig anwesenden Fermente
sind die stärkeabbauende Diastase,
die wahrscheinlich bei der Verdauung des Pollens eine Rolle
spielt, und vor allem die Invertase,
welche Rohrzucker in Frucht- und Traubenzucker spaltet. Es gibt von Natur aus fermentreiche und
fermentarme Honige. Fermentreich sind hauptsächlich Mischhonige, die aus mäßigen Trachten stammen.
Honige aus Massentrachten sind häufig fermentarm, mit Ausnahme des Waldhonigs, der in seinem
Rohprodukt schon Fermente von den beteiligten Pflanzensaugern mitbringt. Wenig Ferment haben in
der Regel Kleehonige. Bei der Lagerung von Honig läßt seine Fermentwirkung im Laufe der Jahre
nach.
Interessant ist das Ferment Glucoseoxidase. Es wandelt in Verbindung mit Luft kleine
Mengen Traubenzucker (Glucose) in Gluconsäure um, wobei sich Wasserstoffperoxid bildet. Letzteres
ist für die keimhemmende Wirkung des Honigs (»Inhibinwirkung«)
entscheidend.
Zwei andere, in Spuren im Honig gefundene eiweißartige Stoffe,
Cholin und Acetylcholin, sind als Hilfen bei der Zuckerspeicherung in den Organen von
physiologischer Bedeutung. Was für die im Honig ebenfalls nachgewiesene, den Zucker in den
Organen wieder freisetzende Wirkung verantwortlich ist, muß
noch erforscht werden.
Organische Säuren und Mineralien. Honig reagiert leicht sauer - Blütenhonig in der Regel etwas
stärker als Waldhonig. Den Hauptsäureanteil hat die Gluconsäure, welche durch die Einwirkung von
Bienenenzymen aus Traubenzucker (mit Luftsauerstoff und Wasser) gebildet wird. Daneben befinden
sich in sehr kleinen Mengen aber noch zahlreiche andere organische Säuren im Honig, z. B.
Ameisen-, Äpfel-, Milch-, Wein-, Zitronen-, Oxalsäure.
Nach der Verbrennung der Trockensubstanz des Honigs bleibt Asche zurück. Sie besteht aus
verschiedenen, aus der Pflanzenwelt stammenden Mineralstoffen. Waldhonige sind aschereicher als
Blütenhonige, worauf man auch die schlechtere Überwinterungsfähigkeit der Bienen auf Waldhonigen
zurückführt. Mineralien im Honig sind Kalium, Calcium, Chlor, Phosphor, Eisen, Mangan und
viele andere Aromastoffe, Vitamine und Hormone. Daß Aromastoffe im Honig enthalten sein müssen,
weiß jeder, der ihn kostet. Ihre Spuren sind so winzig, daß man sie erst in den letzten Jahren
mit besonders feinen chemischen Methoden auffinden konnte. Es handelt sich um Alkohole, Aldehyde,
Ketone, Säuren und Ester.
Auch Vitamine (A, B und C) gibt es nur in allerkleinsten Mengen. Hormone hat man bisher
weder gesucht noch gefunden.
c) Festkörper im Honig und physikalisches Verhalten
Der Honig enthält schließlich auch eine geringe Menge geformter Bestandteile, welche beim Sammeln
und Aufspeichern durch die Bienen hineingeraten. Das sind vor allem Pollenkörner, die in keinem
Blütenhonig fehlen. Hefezellen, die sich mitunter schon im Nektar befinden (z. B. Kreuzhefe),
treten auch im Honig wieder auf; desgleichen Bakterien, die auch später gelegentlich noch in den H
onig hineinkommen können. Die meisten Bakterien bleiben indessen nicht lange am Leben oder
überdauern nur als Sporen, da der Honig keimtötend wirkt. Mit dem Honigtau kommen grüne Algen in
den Honig, die meist von den Belägen an der Baumrinde stammen; auch Pilzsporen (Rußtau) sind nicht
selten, sowie Rußflöckchen, Pflanzenfasern und
Wachsausscheidungen von den Honigtauerzeugern.
Das alles, und auch gelegentlich Bienenhaare, sind von Natur aus im Honig. Daß nicht der Imker
bei der Honiggewinnung auch noch etwas hineinbringt, was nicht hineingehört, sollte er sich
angelegen sein lassen.
Letztendlich ist es gar nicht anders zu erwarten, als daß verschiedene Honigsorten auch in ihren
physikalischen Eigenschaften Unterschiede aufweisen, z. B. Unterschiede im spezifischen Gewicht,
in der Viskosität, im Verhalten im polarisierten und ultravioletten Licht, in der elektrischen
Leitfähigkeit, der Oberflächenspannung, dem pH- Wert und anderes mehr. Wir können uns hier
sparen, darauf einzugehen, zumal die meisten dieser Daten mehr akademische als praktische
Bedeutung haben.
Wenn am Ende dieses Kapitels noch etwas über die Bedeutung des Honigs für die menschliche
Gesundheit gesagt wird, so ist das nicht als Füllsel gedacht. Der Anfänger soll erfahren, was er
mit dem Haupterzeugnis aus seiner Imkerei für einen wertvollen Schatz zu heben vermag, und er soll
in der Lage sein, darüber auch mit seinen Honigkunden, die er
bald gewinnen wird, zu sprechen.
Es ist natürlich nicht möglich, an dieser Stelle eine erschöpfende medizinische Abhandlung über
den Honig zu bringen, aber es soll wenigstens versucht werden, in einer stichwortartigen
Anwendungsliste seine wichtigsten Wirkungsbereiche aufzuführen. Wenn der Honig dem Gesetz nach
auch kein Heilmittel ist, so ist er sicher mehr als nur ein Nahrungs- oder Genußmittel. Sein
gesundheitlicher Wert ist unbestritten und hat sich tausendfach
bestätigt.
Innerlich angewendet hilft der Honig vor allem dem gesunden und dem kranken Herzen. Honig
kräftigt das Herz, indem der Honigzucker unter dem Einfluß des Acetylcholins (»Glykutilfaktor«) im
Herzen als Muskelstärke aufgespeichert wird. Ein mit Honig gefüttertes Herz ist körperlichen
Anstrengungen in besonderem Maße gewachsen. Honig wird bei fast allen Herzkrankheiten (z. B.
Herzklappen- und -muskelschäden, Kranzgefäßerkrankungen, zu
hohem Blutdruck, Herzinfarkt, Rhythmusstörungen, Herzjagen usw.) verwendet. In Verbindung mit dem
Honig werden auch starke Herzmittel (Digitatis, Strophantin)
besser vertragen.
Der cholinartige Stoff im Honig hat eine erweiternde Wirkung auf die Blutgefäße. Honig fördert
die Durchblutung der Organe und hilft bei
Kreislaufstörungen.
Honig fördert die Verdauung. Durch seinen Zucker wirkt er mild abführend; das Acetylcholin regt
die Darmtätigkeit an und Honigfermente beschleunigen den
Verdauungsvorgang.
Honig erhöht die Ausdauer der Leistung der Muskeln und stärkt die Nerven. Er hat sich bei
Muskelschwächen und bei nervösen Erschöpfungszuständen
hervorragend bewährt.
Honig wirkt blutreinigend, weshalb er auch bei unreiner Haut innerlich angewendet wird.
Durch die leicht verdaulichen Zucker und die Wirkungen des cholinartigen Stoffs ist der Honig
eine ausgezeichnete Nahrung für das Blut. Auch die im Honig enthaltenen Mineralstoffe dürften zur
Behebung von Blutarmut von Bedeutung sein.
Honig regt über seinen Glykutilfaktor die Bildung von Leberstärke an. Bei Lebererkrankungen
(Leberschwellung, Gelbsucht) ist Honig der Zuführung von bloßem Zucker überlegen.
Mit dem günstigen Einfluß auf die Leber hängt auch die Anwendung des Honigs bei
Vergiftungseischeinungen (Blausäure, Schlangengift usw.) zusammen. In der Leber werden die
Giftstoffe durch Koppelung an Zuckerabkömmlinge abgefangen. - Bei Honiggaben sind Narkosemittel
leichter verträglich. Nach reichlichem Alkoholgenuß mindert Honig die gefürchteten Folgen.
Honig hat sich bei Strahlenkater (Röntgenkater) gut bewährt.
Auch bei fieberhaften Erkrankungen, die zumeist Folge von Infektionen mit Krankheitserregern sind,
kann Honig die Abwehr des Körpers unterstützen. Er erhöht nicht nur die allgemeine körperliche
Widerstandsfähigkeit, sondern besitzt eigene keimhemmende Stoffe.
Bei katarrhalischen Erkrankungen wirken besonders die Dextrine im Honig schleimlösend.
Honigkuren sind auch schon mit Erfolg gegen Juckreiz bei Haut- und verschiedenen anderen
Krankheiten angewendet worden.
Bei Zuckerkrankheit sollte man mit dem Honig vorsichtig sein. Es hat sich gezeigt, daß nur
etwa 10 % der Kranken auf Honigzufuhr günstig ansprechen.
Äußerlich wird Honig schon seit dem Altertum zur Wundbehandlung angewendet. Durch die Wirkung
der Zucker und der keimtötenden Stoffe ist er als natürliches Mittel hierzu wie geschaffen. Auch
bei großen und stark verschmutzten Wunden, bei Furunkeln und Brandwunden ist er anwendbar.
Schließlich soll Honig auch bei der Schönheitspflege ausgezeichnet wirken, indem er die Haut bei
nächtlichem Auftragen nährt und glättet.
Das ist der Honig: etwas Wunderbares in seiner Entstehung - etwas Einzigartiges in seiner Wirkung! Wir können ihn nicht hoch genug schätzen.
Bienen
Pollen
Propolis
Weitere Bienenprodukte:
Gelèe Rojale, Wachs, Bienengift
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